Das Leben an einer amerikanischen High School

Knapp zwei Monate sind jetzt schon vergangen. Das ist unglaublich wie schnell mir die Zeit davon rennt. Auch hier hat der Alltag mich jetzt endgültig eingeholt. Jeden Morgen um 6:00 Uhr aufsstehen, frühstücken und dann geht's zum viertel vor sieben zur Schule (0,8 Meilen - natürlich mit dem Auto). Dann heißt es ersteinmal warten, bis um 7:25 der Unterricht beginnt. Erste Schulstunde: Interactive Media. Mein Lehrer und gleichzeitiger Fußballtrainer lehrt uns hier die Kunst der Fotomontage und Bildbearbeitung.

Zweite Stunde: Wirtschaftslehre. Ich bin sehr froh dieses Fach gewählt zu haben, denn viele Probleme und Fragen für’s spätere Leben werden hier gelöst und beantwortet. Danach geht es direkt weiter in meinem Schultag. Die dritte Stunde ist keine Unterrichtseinheit in dem Sinne, sondern eine so genannte Study Hall, in der ich selbstständig lernen und vor allem Hausaufgaben machen kann, was mir enorm viel Zeit zu Hause erspart. Danach hab ich Spanisch. Das erste Lernjahr meiner vierten Fremdsprache. Dadurch, dass ich Latein und Französisch bereits einige Jahre zuvor hatte, fällt mir dieses Fach extrem leicht. So, die ersten vier Stunden sind geschafft, jetzt hab ich erst mal Pause und dannach gibt's Mittagessen. Dies ist die einzige Gelegenheit hier in der Schule mit meinen Freunden die Zeit zu verbringen, da es – anders als in Deutschland – kein Klassensystem gibt und wir dadurch nie gemeinsam Unterricht haben.

Nach dem Mittagessen geht es dann weiter in den Englischunterricht. Dies ist das einzige Fach, welches mir ein paar Schwierigkeiten bereitet. Das liegt daran, dass wir sehr alte englische Literatur lesen. Dennoch kann ich mit den meisten amerikanischen Schülern mithalten, was mich ein bisschen beruhigt. Mein vorletztes Unterrichtsfach ist Precalculus, ein Mathematikkurs. Durch das hervorragende deutsche Bildungsystem – was mir hier erst richtig bewusst wird – fällt es mir auch hier nicht schwer den Stoff der neunten Klasse zu wiederholen. 

Last but not least: US-History. Klingt zunächst langweilig ist aber dennoch hoch interessant. Anlässlich der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen disskutieren wir hier viel über die beiden Kanidaten und ihre politischen Ansichten.

Alles in allem hört sich das amerikanischen Schulleben wahrscheinlich sehr einfach an. Das ist es eigentlich auch: Die Klassenarbeiten sind mit "Wer wird Millionär" zu vergleichen, wobei die ganze Zeit nur 50-Euro-Fragen mit jeweils vier Antwortmöglichkeiten gestellt werden. Aber wie gesagt: eigentlich. Der Haken bei der Sache ist die strikte Ordnung, die in den Klassen herrscht. Für fast alles braucht man einen so genannten „Hall Passport“, eine ausdrückliche Erlaubnis sich in den Gängen aufzuhalten. Die Einhaltung wird durch den Sicherheitsdienst und einen Polizeibeamten, sowie durch unzählige Viedokameras überwacht. Jede noch so kleine Verspätung wird mich Strafarbeiten und Nachsitzen geahndet. Zudem ist es aus Sicherheitsgründen nicht gestattet einen Schulranzen mitzubringen. Das bedeutet für mich, ich trage sämtliche Bücher, Hefte, Ordner, Schreibblöcke und -utensilien Tag für Tag mit mir herum. Dies wird dadurch im wahrsten Sinne des Wortes erschwert, dass die Bücher mindestens 1200 Seiten dick sind.

Neben dem stressigen Schulalltag gibt es allerdings auch noch die schönen Seiten einer amerikanischen High School. Dazu gehört unter anderem der traditionelle, alljährliche „Homecoming Dance“, ein formeller Tanzball für alle Schülerinnen und Schüler. In Anzug und Krawatte bzw. Abendkleid für die jungen Dame verbrachte ich vor zwei Wochen ein paar schöne Stunden in der Turnhalle unserer Schule – und das Ganze ohne das Alkohol im Mittelpunkt stand, was ich mir manchmal auch für Deutschland wünschen würde...

Von Florian Schneider