One Nation under God

One Nation under God – Eine Nation unter Gott. So lautet ein Teil des amerikanischen Eides, den wir in der Schule jeden Montagmorgen gemeinsam sprechen, während wir, die Hand auf Herz gelegt, uns der amerikanischen Flagge zuwenden. Doch in der amerikanischen Verfassung steht eindeutig geschrieben, dass Religion und Staat strikt getrennt sind. In den Klassenräumen sind Kreuze und andere religiöse Merkmale streng verboten und auch Gebete dürfen vor dem Unterricht nicht gesprochen werden. Wie kommt es dann also, dass Religion dennoch das größte Gesellschaftsmerkmal im Land der unbegrenzen Möglichkeiten ist?

Der erste Blick trügt. Die USA sind, wie der Großteil der westlichen Welt, sehr stark durch das Christentum geprägt. Das strikte Ablehnen von Religion in staatlichen Einrichtungen führt einzig und allein auf die vielen diversen Religionen, Konfessionen, Glaubensgruppen und Sekten zurück, um die Bevorzugung einer bestimmen Glaubensangehörigkeit zu vermeiden. Anders als in Deuschland, wo die meisten Menschen entweder der Katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche oder dem Islam angehören, kann in den USA theoretisch jeder einzelne seine eigene neue Religion gründen. Neben den uns bekannten Religionen gibt es auch die ausgefallensten Formen der Verehrung. Von Anbetern der Beatles, über Gottesdienste für die Kelly Family, bis hin zu organisierten Atheisten ist alles vertreten.

Ich bekomme von all diesen exotischen Sekten in meiner Gegend jedoch nicht so viel mit. Meine Gastfamilie ist genauso wie meine Familie in Deutschland römisch-katholisch. Messe oder Gottesdienst am Sonntagmorgen gehören für neuzig Prozent der Amerikaner zum Lebensalltag. Während die Anzahl der Kirchgänger in Deutschland von Jahr zu Jahr leider immer weiter zurückgeht, erleben die Gotteshäuser hier einen regelrechten Ansturm. Auch wenn zum Beispiel die Katholische Kirche hier, sich nicht sehr viel von der deutschen unterscheidet, so sind doch die Eintrittszahlen in Amerika den Austrittszahlen in der Bundesrepublik gleichzusetzen.

Von Anfang an war ich durch meinen Gastbruder Christopher voll mit die katholischen Jugend integriert. Nach Weihnachten habe ich mich dann dazu entschlossen während den Messen musikalisch mitzuwirken. Dieses Jahr hat mich sehr verändert, vor allem in religiöser Hinsicht. Neben grossartigen Menschen zu denen ich hochschaue, habe ich mich auch selber viel besser kennengelernt.

Ein anderer Aspekt der mir in den letzten Wochen vor meiner Rückkehr immer mehr bewusst wird ist unsere Kultur die wir in Deutschland ausleben, die einem in erster Hinsicht gar nicht so auffällt: Unser Essen, unsere Musik, Kunst und Literatur. Deutschland – Land der Ideen. Dichter- und Denkerland. Auch wenn Deutschland traurige Geschichte geschrieben hat, so wird es jedoch in der Welt sehr hoch angesehen...