McCain vs. Obama

Zwei Monate nachdem ich hier in Amerika im Bundestaat Ohio angekommen bin, habe ich begonnnen als freiwilliger Wahlhelfer für US-Präsidentschaftkanidat Senator Barack Obama zu arbeiten.

Die Kampagnen hier in den Vereinigten Staaten von Amerika unterscheiden sich grundlegend von dem deutschen Wahlkampf. Nicht nur dass die Präsidentschaftwahlen in den USA, anders als in Deutschland, die wichtigsten Wahlen für die US-Bürger sind, sondern auch in der Art und Weise wie die Kanidaten Republikaner John McCain und Demokrat Barack Obama versuchen die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und deren Stimmen am 4. November 2008 zu gewinnen. Abgesehen von den Fernsehduellen gehen die beiden Kanidaten meiner Meinung nach sehr respektlos miteinander um und greifen sich nicht nur auf sachlicher Ebene sondern auch persönlich sehr stark an. Mit meiner Gastfamilie bin ich oft ins Gespräch gekommen und habe viele verschiedene Standpunkte aufgefasst. Am meisten überrascht hat mit die Unentschlossenheit meiner Gastmutter. Fast täglich hat sie ihre Meinung über die Kanidaten geändert, nachdem in den Medien neue Thesen über diese aufgetreten sind.

Die beiden politischen Lager versuchen durch beleglose Thesen über die beiden Spitzenkanitaten, sowie deren „Running Mates“ , den Vizepräsidentschaftskanidaten Senator Joe Biden und Governor Sarah Palin, der gegnerischen Partei Stimmen abzugewinnen. Barack Obama wird auf Grund seiner Herkuft unterstellt, Verbindungen zur Terrororganisation „Al Qaida“ zu haben. Es wird in Frage gestellt, woher er die immmensen Geldmengen hat um seinen Wahlkampf zu finanzieren. Auf der anderen Seite wird Sarah Palin beschuldigt, ihr Amt als Governor von Alaska missbraucht zu haben. Schuld dafür ist die vermeintlich grundlose Entlassung eines Polizeibeamten durch angebliche „Rachsucht“ der 44-jährigen.

Auch unter den Jugendlichen an meiner High School ist der Wahlkampf ein großes Thema. Auch wenn die Schülerinnen und Schüler selber noch nicht zur Wahlurne gehen können, ist das Intresse am zukünftigen Staatsoberhaupt und Regierungschef doch sehr bedeutend. Im Gegensatz zu Deutschland – soweit ich das als Schüler persönlich beurteilen kann – ist das allgemeine Interesse and Politik und Geschichte hier in den USA sehr viel größer.

Wenn auch die Lehrer ihre politische Meinung nicht öffentlich vor den Schülern vertreten dürfen, so ist doch das allgemeine Gespräch in den Klassenräumen sehr von der Wahl geprägt. Regelmässig werden Meinungsumfragen mit uns Schülern gemacht und über die Wahlkampfthemen der beiden Kanidaten debattiert.

Durch Kontakte meiner Gastfamilie habe ich den Wahlkampfleiter der „Obama-Campaign“ kennengelernt und bin durch ihn zu meiner Aufgabe als Wahlhelfer gekommen. Bereits in Deutschland habe ich daran gedacht in dieser Richtung aktiv zu werden, da ich zudem im Rahmen meines Stipendiums ein soziales Projekt durchführen muss. Damals konnte ich mir unter dem Begriff Wahlhelfer alledings nicht sehr viel vorstellen. Meine Erwartungen an die Augabe unterschieden sich komplett von dem was letzten Endes auf mich zu kam. Ich ging davon aus nicht einen bestimmten Kanidaten im Wahlkampf zu unterstützen, sondern bei der Durchführung der Wahlen am Wahltag zu helfen.

Meine Aufgabe als Wahlhelfer besteht hauptsächlich darin Daten über registrierte Wahlerinnen und Wähler in ein Computersystem einzutippen, nach dem ich bei den Bürgern zuvor angerufen habe und sie über ihre politische Einstellung und ihr Intresse zu bestimmten Wahlkampfthemen befragt habe. Dadurch werden ausführliche Statistiken und Profile der Bürger angelegt, die den Ausgang der Wahl prognostizieren und so den Kanidaten die Gelegenheit geben auf spezielle Themen intensiver einzugehen. Allein aus Datenschutzgründen wäre es in Deutschland unmöglich solche umfangreichen Karteien anzulegen, da neben den politischen Vorlieben auch viele andere persönliche Daten gespeichert werden.

Alles in allem gewinnt der US-Präsidentschaftswahlkampf durch die Mentalität der Menschen hier eine ganz andere Bedeutung als in der Bundesrepublik. Und egal wie es am 4. November ausgeht. Eins steht fest: Dieser Wahlkampf unterscheidet sich von allen anderen in der amerikanischen Geschichte. Entweder wird ein dunkelhäutiger der mächtigste Mann der Welt oder eine Frau wird Vizepräsidentin.

Von Florian Schneider